30. Januar 2024, 14.00 Uhr - 31. Januar 2024, 13.30 Uhr
Breklum, Christian Jensen Kolleg, Kirchenstraße 13
Zwischen Widerstand und Dialog
Kirche auf dem Weg zum (klima-)gerechten Frieden
Tagung

Akademie-Studienleitung: Maike Lauther-Pohl
Mit der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD

Teilnahmegebühr: 110 Euro

Programm

Anmeldung erforderlich

Anmeldung breklum@akademie.nordkirche.de

Adresse: Christian Jensen Kolleg
Kirchenstraße 13, 25821 Breklum

Klimaaktivist*innen von Gruppen wie Ende Gelände, Extinction Rebellion oder Letzte Generation machen mit spektakulären Störaktionen im öffentlichen Raum auf die Dringlichkeit einer sozial-ökologischen Transformation aufmerksam – u.a. mit der Besetzung von Kohlegruben, Hungerstreiks, künstlerischen Interventionen in Museen oder dem Ankleben auf Auto- und Landebahnen. Ihre Aktionen zivilen Ungehorsams liegen oft auf der Grenze zur Illegalität und werden z.T. strafrechtlich verfolgt. Das hat eine hitzige gesellschaftliche Debatte um ihren Nutzen für die Klimawende entfacht: Was sind überhaupt die konkreten Ziele der Aktivistinnen und Aktivisten? Welche Aktion führt zum Ziel, welche stößt potenzielle Unterstützer*innen ab? Welche Grenzen der Legalität werden überschritten und was kann daran legitim sein?

Kirchen, die sich im „Konziliaren Prozess“ einem gemeinsamen „Pilgerweg zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ verschrieben haben, sind durch die Dringlichkeit der sozial-ökologischen Transformation und konkrete Anfragen von Aktivistinnen und Aktivisten herausgefordert, sich zu den Aktionen und ihren Auswirkungen zu verhalten. Als Teil der „Churches For Future“ setzt sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bereits in vielfältiger Weise für Klimagerechtigkeit ein. Sie hat sich Klimaschutzrichtlinien verordnet, ruft zur Teilnahme an Klimastreiks auf und wirkt als „Auftankort für Aktivist*innen“. Ist das genug? Und ermutigt nicht die eigene Widerstandsgeschichte – angefangen vom Widerstand im Nationalsozialismus über die Schwarze Bürgerrechtsbewegung und die Anti-Atom(waffen)proteste in den 80er-Jahren bis hin zur friedlichen Revolution in der DDR – zu radikalerem Handeln?

Andere Stimmen mahnen, dass Kirche nicht zu einer NGO werden dürfe, die primär mit politischen Zielen verbunden werde. Statt das Apokalypse-Narrativ, das viele Aktivist*innen bedienen, noch zu befeuern, solle Kirche ermutigen und trösten. Fraglich ist außerdem, ob es angesichts wachsender Demokratiefeindlichkeit ethisch vertretbar ist, gegen Regeln und Gesetze zu verstoßen und für die Bewahrung der Schöpfung gesellschaftlichen Unfrieden in Kauf zu nehmen. Muss Kirche also vielmehr Dialogforum zur Konsensstiftung sein, um den gesellschaftlichen Frieden mitzugestalten? Kurz: Will sie Faktor oder Forum oder beides in der gesellschaftspolitischen Debatte zum Klimanotstand sein?

Diese Fragen wollen wir diskutieren. Dazu werden wir aktuelle und historische Formen des Aktivismus mit Fachleuten aus Demokratie- und Sozialforschung, Theologie und Kirche beleuchten. Neben der persönlichen Affinität zu unterschiedlichen Aktionsformen für einen sozial-ökologischen Wandel soll auch das Handlungspotential im eigenen Arbeitsfeld für konkrete Schritte zum (klima-)gerechten Frieden ausgelotet werden.