17. November 2024, 11.00 Uhr
Hamburg, Abaton Kino, Allende-Platz 3 / Grindelhof
'Leben im Faschismus' und 'Brûlez ces lettres!'
Zwei weitere Filme in der Reihe | Die Rückkehr der Täter
Film und Gespräch

Akademie-Studienleitung: Dr. Stephan Linck
Mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, der Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft Hamburg e. V., der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und dem AStA Uni Hamburg. Referat für international Studierende

Teilnahmegebühr: 10 Euro, ermäßigt: 7,50 Euro

Programm

Anmeldung nicht erforderlich

Adresse: Abaton Kino
Allende-Platz 3 / Grindelhof, 20146 Hamburg

"Leben im Faschismus. Fischerhude. Ein deutsches Dorf in der Nazizeit"
Der Film versucht – in der Begegnung mit ehemaligen SA-Männern, dem damaligen Führer der HJ wie der Leiterin des BdM – die Motive für die spontane Begeisterung wie die bedingungslose Mitwirkung bei der gelungenen "nationalsozialistischen Revolution" auf dem Land in den 1920er/1930er Jahren zu rekonstruieren. Mitverantwortlich für diesen Sieg war der Unternehmer Heinrich Peper aus Fischerhude, der seit 1922 NSDAP-Mitglied war, die Ortsgruppe der Partei wie der SA gegründet hatte und eine steile Parteikarriere bis zum stellvertretenden Gauleiter in Lüneburg vorweisen konnte. Der politische Gegenpol im Dorf war die Künstlerfamilie Bontjes van Beek, deren älteste Tochter Cato ab Herbst 1941 in Berlin Flugblätter gegen die Verbrechen der Wehrmacht in der Sowjetunion und gegen die Deportation der Juden aus Deutschland verteilt hatte. Deshalb wurde sie im Oktober 1943 zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet. Catos Mutter berichtet vom Schmerz über die Ermordung der Tochter und von der Empörung darüber, dass der hohe Nazi Heinrich Peper, der nach 1945 unter falschem Namen in der Lüneburger Heide untergetaucht war und 1952, ohne je für seine Verbrechen bestraft worden zu sein, nach
Fischerhude zurückkehrte. Er wurde wie früher der größte Arbeitgeber im Dorf und erneut der Vorsitzende des Schützenvereins.
NDR, 1981, 45 MINUTEN 

"Brûlez ces lettres! – Verbrennt diese Briefe!"
Drei Kunststudentinnen, darunter Mietje Bontjes van Beek, die Schwester von Cato, organisierten ab 1941 in der Berliner S-Bahn eine »Hilfsorganisation« für französische Gefangene. Diese wurden jeden Morgen von ihrem Lager am Rande von Berlin mit demselben Zug, der die Mädchen zur Kunsthochschule brachte, hinter vergitterten Fenstern zur Zwangsarbeit transportiert. Die Neugier und das Mit leiden der drei Mädchen siegten über die Angst. Ein Kassiber baute die Brücke: Bis 1942 nahmen die Studentinnen beim Aussteigen oder Umsteigen und beim, wie zufällig erfolgtem Durchqueren der Gefangenenkolonnen, heimlich die Kassiber mit den Wünschen der Franzosen in Empfang. Sie versorgten diese bei der nächsten Begegnung auf dem S-Bahn Perron mit Medikamenten, Schreibpapier, Bleistiften, Orangen, Schokolade und einmal so gar mit einem Fußball. Die Kassiber, die meistens mit der Losung »Brûlez ces lettres! – Verbrennt diese Briefe«! endeten, hatte Mietje unter den Dachsparren ihres Elternhauses in Fischerhude versteckt. Als Dachdecker in den 1980er Jahren das Dach erneuerten, kamen diese Dokumente eines ebenso leisen wie listigen Widerstandes ans Tageslicht und wurden zum Auslöser für diesen Film.
NDR, 1986, 45 MINUTEN
Sowjetische Kriegsgefangene aus dem Kessel von Bialystok im Juli 1941. Der bewaffnete Begleiter ist ein Angehöriger der Feldgendarmerie der Wehrmacht. © DHM, Berlin, Inv.-Nr. GG 428/6a / Gerhard Gronefeld
Karten: Tel: 040-41 320 320 von 15-22 Uhr,
Vorverkauf für alle Termine ab 9. September 2024
(Abatonkasse oder abaton.de)